Emil Thormählen: Leben

* 24. Mai 1859 in Moorhusen, Holstein
† 01. April 1941 in Bad Kreuznach


Ölgemälde, zeitgenössische Ansicht von Moorhusen, Künstler und Datum unbekannt. Dargestellt sind die typischen, heute noch existierenden Häuser mit Reetdach.

Holstein: Emil Thormählen wurde 1859 als sechster von sieben Söhnen in Moorhusen geboren und wuchs dort auf.


Foto: Nachlass Klaus Thormaehlen,
Vater (links): Hofbesitzer Hinrich Thormählen (* 13. August 1817, † 13. Dezember 1877), Mutter (rechts): Abel Thormählen (geb. Thormählen, * 13. Juni 1820, † 02. Mai 1888), Tochter von Claus Thormählen (* 16. März 1790, † 01. Mai 1874) der 1813 kurz nach seiner Hochzeit, eine traditions- und erfolgreiche, noch heute aktive Holsteiner Pferdezucht gründete [8].

Hamburg: In den Jahren 1876 und 1877 besuchte Emil Thormählen die Schule für Bauhandwerker in Hamburg [9] was heute mit dem Besuch einer Berufsschule vergleichbar wäre.
Hannover: Ab 1877, im Jahr als sein Vater starb, nahm Emil Thormählen ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Hannover auf [10] und wurde Mitglied im Corps Ostfalia [11].
Berlin: Studium und erste berufliche Tätigkeit an der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin-Charlottenburg (heute TU Berlin [12]). Ab 1881 arbeitete Emil Thormählen im Büro des Königlichen Bauinspektors bzw. Baurats Haesecke und war dort mit Arbeiten zu den Berliner Stadtbahnhöfen Alexanderplatz und Friedrichstraße befasst. Daneben gab er Zeichenunterricht an der städtischen Baugewerkschule des Berliner Handwerkervereins [13], heute aufgegangen in die BHT Berlin [14].

Hanau: Ab 1883 war er dann an der Zeichenakademie in Hanau [15] als Lehrer tätig, bei der seit diesem Jahr auch Frauen zugelassen waren. 1889 übernahm er zusätzlich die Leitung der Gewerblichen Fortbildungsschule Hanau, heute Ludwig-Geißler Schule [16]. In Hanau lernte er auch seine spätere Frau Else Altenkirch (*09/1867-02/1943) aus Bad Kreuznach kennen, die er später heiratete. In Hanau wurden auch ihre beiden Kinder geboren. Der Bildhauer, Autor und Kunsthistoriker Prof. Dr. Ludwig Thormaehlen und der Erfinder Dipl-Ing. Klaus Ferdinand Thormaehlen sind die Söhne von Else und Emil Thormählen. Die gemeinsameTochter Dora Thormählen war eine begabte Kunstbuchbinderin und Schülerin von Franz Weisse. Sie starb im Jahre 1921 bereits im Alter von 29 Jahren an der bereits ausklingenden Spanischen Grippe Pandemie, so wie ca. 300.000 weitere Menschen alleine im Deutschen Reich [17].

Magdeburg: 1897 wurde er zum Direktor der Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule [18] ernannt.

Unter dem Direktorat des Architekten Emil Thormählen errang die Kunstwerbe- und Handwerkerschule Magdeburg nach 1900 überregionale Bedeutung und konnte sich rühmen, die Umgestaltung des kunstgewerblichen Unterrichtes in Deutschland mit herbeigeführt zu haben. Dem „Bilden der Form“, welches “die eigentliche Schönheit nicht mehr in der Ausstattung mit Ornamenten, sondern in der schönen Gesamterscheinung“ erblickte, in der es hauptsächlich „auf gute Proportionen, einen ausdruckvollen Umriß und eine gewählte Farbenstimmung ankam“, wurde durch eine verstärkte allgemein-künstlerische Ausbildung und die Einführung des Werkstattunterrichtes entsprochen. Erfolge auf der Weltausstellung in St. Louis 1904, der Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1906 und vielen anderen in- und ausländischen Ausstellungen machten die Magdeburger Schule zu einer „Führerin im modernen Kunstgewerbe“. Träger dieses Aufschwunges waren vor allem junge Künstler und Gestalter mit eigener Praxis. Paul Bürck aus der Künstlerkolonie Mathildenhöhe galt als beispielhaft. Von Fritz von Heider gingen starke Impulse auf das keramische Gewerbe aus und mit Richard Winckel unterrichtete einer der bedeutendsten deutschen Porträtgrafiker in Magdeburg. An erster Stelle sind aber der in den Magdeburger Jahren vor allem als Produktgestalter und Innenarchitekt tätige Albin Müller, der für Buchgewerbe und Textil zuständige Ferdinand Nigg aus Liechtenstein und Paul Bernardelli zu nennen, dessen Unterricht in der Öffentlichkeit immer wieder hervorgehoben wurde. [7]

1903 berief Emil Thormählen also Ferdinand Nigg (1865–1949) als Professor für Buchschmuck, Buchgewerbe und textile Arbeiten. Nigg war der ganzen Familie Thormählen auch persönlich über Jahrzehnte sehr verbunden und folgte Thormählen später auch nach Köln. 1904 nahm Emil Thormählen mit mehreren Lehrern erfolgreich an der Weltausstellungin in St. Louis teil [4], [5]. Sie präsentierten dort ein modernes Herrenarbeitszimmer, das sogenannte Magdeburger Zimmer, welches dort den Grand Prix errang.  Unter Emil Thormählens Leitung wurde das Magdeburger Institut zur „Reformschule“ im Sinne des Deutschen Werkbundes, dessen Mitglied er seit 1908 war. Er wohnte am Adelheidring 17.

Köln: Aufgrund seiner guten Reputation wurde er 1910 nach Köln berufen und zum Direktor der Kölner Kunstgewerbeschule (den späteren Kölner Werkschulen) ernannt. Dort übernahm er das Amt von Gustav Halmhuber. Er wohnte in Köln-Lindentahl im Kringsweg 17.

Thormählen erreicht den Bau eines neuen Schulgebäudes am Ubierring, das im April 1924 eingeweiht wird. [1]

Thormählens Nachfolger als Direktor der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Köln wurde der Architekt Martin Elsaesser, der das noch von Emil Thormaehlen bereits vor dem WK1 geplante Schulgebäude am Ubierring entwarf [6].

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Foto: Emil Thormählen (2. Reihe, 7. v.l.) im Kreise seiner Familie und Mitgliedern des VfL 1848 e.V. Bad Kreuznach im Jahre 1916 bei der goldenen Hochzeit seiner Schwiegereltern vor der Freitreppe auf der Südseite der Rheingrafenstr. 9 in Bad Kreuznach (Nachlass Klaus Thormaehlen)

Bad Kreuznach: Am 16.11.1919 ging er im Alter von 60 Jahren in den Ruhestand, schied aus dem Deutschen-Werkbund aus und zog mit der Familie auf das Weingut Carl Altenkirch seiner Frau Else (geb. Altenkirch),
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einer Kunstgewerbelehrerin und Schwester von Prof. Alexe Altenkirch, nach Bad Kreuznach in die Rheingrafenstr. 9.


Emil Thormählen (1. Reihe, 3. v.l.) im Kreise der Familie Thormählen im Jahre 1925 bei der goldenen Hochzeit seines Bruders Heinrich Thormählen (1. Reihe, 4. v. r.) Foto: Nachlass Anna Thormählen geb. Harms (*07.07.1874 in Elmshorn, † 25.01.1968 in Elmshorn, Emil Thormählens Schwägerin) (1. Reihe, 3. v. r.)

In Bad Kreuznach betätigte sich Emil Thormählen bis zu seinem Tod am 1.April 1941 als Winzer. So hatte er noch Gelegenheit den Stifter als Baby kennenzulernen.

Die folgenden Fotos stammen aus dem Nachlass seiner Enkelin Dora Thormaehlen und zeigen Emil Thormählen im Jahre 1940 bei der Weinlese.

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Weblinks

[1] Historisches Archiv der Stadt Köln (zuletzt aufgerufen am 25.09.2015)
[2] Emil Thormählen bei Wikipedia (zuletzt aufgerufen am 25.09.2015)
[3] Emil Thormählen bei Uni Magdeburg (zuletzt aufgerufen am 25.09.2015)
[4] Flyer Kunst- u. Handwerks-Gewerbeschule Magdeburg 1793-1963 (zuletzt aufgerufen am 25.09.2015)
[5] Expo2000 Die Weltausstellung 1904 in St. Louis. Das Deutsche Haus (zuletzt aufgerufen am 25.09.2015)
[6] Deutsche Bauzeitung vom 28.10.1925  (zuletzt aufgerufen am 25.10.2016)
[7] Forum Gestaltung Magdeburg, Geschichte der Kunstschule, Die Entwicklung zur preußischen Musteranstalt. 1887 – 1910 (zuletzt aufgerufen am 25.01.2020)
[8] Elmshorner Nachrichten (zuletzt aufgerufen am 13.04.2020)
[9] Hamburg Geschichtsbuch (zuletzt aufgerufen am 13.04.2020)
[10] Chronik der Technischen Hochschule Hannover (zuletzt aufgerufen am 13.04.2020)
[11] Corps Ostfalia bei Wikipadia (zuletzt aufgerufen am 13.04.2020)
[12] TU Berlin Geschichte (zuletzt aufgerufen am 01.10.2024)
[13] Baugewerkschule des Berliner Handwerkervereins (zuletzt aufgerufen am 01.10.2024)
[14] BHT Berlin (zuletzt aufgerufen am 01.10.2024)
[15] Zeichenakademie Hanau (zuletzt aufgerufen am 01.10.2024)
[16] Gewerblichen Fortbildungsschule Hanau, heute Ludwig-Geißler Schule (zuletzt aufgerufen am 01.10.2024)
[17] Spanische Grippe bei Wikipedia (zuletzt aufgerufen am 01.10.2024)
[18] Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg bei Museum Digital Sachsen Anhalt (zuletzt aufgerufen am 01.10.2024)