Wolfgang Reuther: Leben

Familie Reuther in Mannheim
Wolfgang Reuther wurde am 04.05.1917 als Sohn des Industrieellen Fritz Reuther (* 01.08.1882; † 27.04.1967) [3] in Mannheim geboren. Fritz Reuther und seine Schwester Marie Gaa (geb. Reuther, Ehefrau von Carlos Gaa) waren Kinder des Industrieellen Carl Reuther (* 1846 in Gemmrigheim; † 1908 in Mannheim) [2] und seiner Frau Marie Reuther (geb. Altenkirch) (* 07.12.1846; † 10.05.1919 in Mannheim).


Foto [4]: vor 1908, Familie Reuther vor ihrem Anwesen in der Werderstr. 42 in Mannheim.
Carl Reuther (sitzend, 3. v. rechts) neben seiner Frau Marie Reuther (geb. Altenkirch) (stehend, 4. v. rechts), Fritz Reuther (stehend, 5. v. rechts) hinter seiner Mutter und Marie Reuther hinter ihrem Vater (stehend, 4. v. rechts)

Beziehung zur Familie Altenkirch/Thormaehlen in Bad Kreuznach
Wolfgang Reuthers Großmutter väterlicherseits war Marie Reuther (geb. Altenkirch). Ihr Bruder war der Weingroßhändler Carl August Altenkirch (*07.06.1848; †14.07.1932), der mit seiner Frau und Weingutsbesitzerin Maria Gabriele Altenkirch (*27.07.1848; †10.04.1939) (geb. Eccardt, Tochter von C.F. Eccardt) wiederum eine älteste Tochter namens Else Thormählen (geb. Altenkrich) hatte. Fritz Reuther und seine Schwester Marie Gaa waren seinerzeit wohl recht gut mit ihrer Cousine Else Thormählen und ihrem Mann Emil Thormählen befreundet. Man besuchte sich auch nach 1917 des öfteren gegenseitig in der Villa Gaa in der Bassermannstr. 38 in Mannheim bzw. in Bad Kreuznach auf dem Weingut Altenkirch in der Rheingrafenstr. 9. Hierbei könnte Wolfgang Reuther bereits in früher Kindheit mit einigen Künstlern der Familie Altenkirch und Thormählen, zumindest mit deren Werken in Kontakt gekommen sein. 


Foto: 1916: Marie Gaa (geb. Reuther) (1. Reihe sitzend, 4. v. rechts) und Wolfgang Reuthers Vater Fritz Reuther (dahinter stehend) bei der goldenen Hochzeit von Maria und Carl Altenkirch auf ihrem Weingut Altenkirch in der Rheingrafenstr. 9 in Bad Kreuznach (Nachlass Klaus Thormaehlen). Es waren bei diesem Ereignis auch die Künstler Emil Thormählen (2. Reihe, 7. v. rechts), seine Söhne Klaus Thormaehlen (1. Reihe, 3. v. links), Ludwig Thormaehlen (2. Reihe, 1 v. rechts) ebenso wie Alexe Altenkirch (1. Reihe sitzend, 6. v. rechts) anwesend.

Lebensweg bis 1969

1927-1935
Seine Kindheit verlebte Wolfgang Reuther im südlichen Bayern, an der Grenze Tirols. Von seinem Vater erreicht er, dass er als Schüler in das Landschulheim Neubeuern am Inn geschickt wird. Dort versucht er sich mit ersten Aquarellen am Thema der Inntal-Landschaft, deren Himmel, Farben und Baukunst das nahe Italien ahnen lässt. Hier erprobt er sich auch beim Schultheater als Bühnenbildner (Hans Sachs, Kleist, Shakespeare, Eichendorff, etc.). [5]

1933
Erste Reise nach Holland. Begegnung mit den Werken der alten Niederländer, aber auch der modernen Maler: Severini, Picasso, Prompolini, Matisse u.a. während der Ferien nimmt dabei Prof. Tröndle in München Malunterricht.

1934
Daneben widmet er sich auch der Musik und spielt Mozart-, Brahms- und Hindemith-Konzerte für Klarinette. Eine seltene Doppelbegabung, wie auch bei Klee. Reuther soll dem Willen der Familie entsprechend als Zweitgeborener als Angestellter in die Firma des Vaters gehen, will aber Maler, Bühnenbildner oder Musiker werden.

1935
Reuther verlässt die Neubeurer Schule, entscheidet sich nach einem Zerwürfnis mit dem Vater für Malerei und Bühnenbildner und tritt als einer der Jüngsten in die Akademie der Bildenden Künste in München ein. Seine Lehrer sind im Zeichnen Olaf Gulbransson und in der Malerei Julius Hess. An der Universität studiert er bei Arthur Kutscher Theaterwissenschaft.

1936
Die ersten Versuche mit größeren Ölbildern. Seinen Studienunterhalt erarbeitet er sich als Theatermaler bei der bayerischen Landesbühne in München.

1937
Er aquarelliert auf der ersten Reise nach Italien Landschaft und studiert 3 Monate in Florenz. Am kulturellen Leben nimmt er regen Anteil, besorgt für das Ballett „Giselle“ von Adam die Ausstattung, wirkt am „Romantischen Ballett“ von Helge Pawlinin als Tänzer mit und entdeckt als Musical-Clown die Faszination, größere Massen von Menschen in Emotion zu versetzen.

1938
Von der jährlichen Studentenausstellung in der Akademie wird Reuther wegen zu großer Modernität ausgeschlossen. Jeder Modernismus gilt in einer Zeit des Supernaturalismus und der Heimattümelei als „entartet“. Er bekommt Schmähgedichte auf seiner Malweise. „a² + b² = 1 Akt.“ Aufträge der Bayerischen Landesbühne für Dekorationen folgender Stücke: „Sommernachtstraum“ von Shakespeare, „Regimentstochter“ von Donizetti, „Magdalena“ von Thoma u.a. ermöglichen nicht nur sein Studium, sondern bringen auch Erfahrungen für Arbeiten in der dritten Dimension.

1939
Aus politischen Gründen muss Reuther die Akademie verlassen. Er malt viel – seine Bilder sind surrealistisch – und arbeitet als Bühnen-und Kostümbildner für die Bayerische Landesbühne (Kleist „Prinz von Homburg“, Lessing „Emilia Galotti“, Schiller „Maria Stuart“, Shakespeare „Wie Ihr wollt“). Drei Monate studiert er in Venedig und reist anschließend nach Ungarn und Rumänien. Mit 22 Jahren erhält er schon an dem sehr aktiven Stadttheater Memmingen
eine feste Anstellung und macht in einem sehr persönlichen und modernen Stildekorationen für international bekannte Dramatiker.

1940
Durch einen väterlichen Freund wird er in die Gedankenwelt Rudolf Steiners, des Buddhismus sowie die Yogalehre eingeführt und beschäftigt sich damit viele Jahre.

1941
Erster Versuch eines Selbstportraits. Er arbeitet als freier Schauspieler unter Falckenberg an den Münchner Kammerspielen, bearbeitet den „Peer Gynt“ von Ibsen als Auftrag in einer neuartigen, metaphysischen Auffassung. Aus politischen Gründen kommt es jedoch nicht zu einer Aufführung.

1942
Von der städtischen Oper in Dresden erhält er Aufträge für Bühnenausstattung verschiedener Stücke. Reuther malt das surrealistische Bild „100 000 und 1Mensch“, eine Manifestation gegen Diktatur und Kadavergehorsam.

1943
Chefdekorateur am Städtischen Theater in Stuttgart bis die Kriegsereignisse die Arbeit der Theater beenden und Reuther seiner Malerei zurückgeben.

1944
In München ausgebombt schafft er sich mit eigenen Händen ein Behelfsheim in Altenbeuern, malt Inntal-Landschaften und Porträts. Modelle sind die Bauern seiner Umgebung.

1946
Reuther entwickelt einen neuen Mal-Stil, der stark abstrahierend – figürlich ist.

1946
Mitbegründer des „Theaters der Jugend“ in Stuttgart schafft er avantgardistische Bilder und Inszenierungen.

1948
Erneuter Ruf an die bayerische Staatsoper am Gärtnerplatz in München, wo er seinen ganz persönlichen Stil in großen Ausstattungen in Bildern und Kostümen demonstriert.

1948
Durch einen Abschied von Europa und eine Reise nach Brasilien will er Abstand und Besinnung finden. In Aquarellen und Ölbildern entwickelt er nun seine Farben und deren Leuchtkraft und eine neue Rhytmik seiner Bilder.

1949
Neben Mal-Studien, die vom brasilianischen Volk, seinem Alltag und seinen Tänzen und der Landschaft berichten, arbeitet er an großen Wandbildern. Ausstellungen in Sao Paulo und Rio de Janeiro.

1950
Reuthers Bekanntschaft mit dem französischen Botschafter in Brasilien ermöglicht den Sprung nach Paris. Dort findet er seinen Lehrer, Fernand Léger. Zuerst völlig abstrakt malend fügt er sich dem Rat seines Meisters, einen neuen Weg zum Figurativen zu finden. Es war die Zeit, in der Léger an den Konstrukteuren arbeitete.

1951
Ausstellung der Bilder seiner Brasilienreise in der Galerie Saint-Placide. Reuther findet nicht nur künstlerische Anerkennung bei Galerien und in Kritiken, die auf seine sehr persönliche Farbensprache aufmerksam werden, sondern auch seine zweite Heimat.

1952
Erste Gravuren im Atelier Hayter.

1953
Die „Nouvelle Figuration“ kommt immer mehr zum Durchbruch. In seinem „Neuen Stil“ entstehen Pferde-Bilder sowie einer Anzahl Operationsdarstellungen nach Studien im Operationssaal.

1954
Zweite Ausstellung in Paris. Reuther arbeitet mit Eifer und stellt in München, Sao Paulo, Stuttgart und im Rheinland aus.

1957
Ausstellungen in Berlin, München, Nimes und zum ersten Mal in New York. Reise durch Spanien. Fasziniert vom „ballet macambre“. In den Arenen malt Reuther eine Reihe von Stierkampf-Bildern.

1958
Dritte Ausstellung in Paris in der Galleria Lara Vinci. Er erhält für seine Stierkampf-Bilder den großen Preis von Nimes, die Ehrenmedaille des Festival d´Ávignon und den Internationalen Preis von Deauville. Reuther findet neue Themen im christlichen Mythos (Kreuzigung, Mater Mystica, Auferstehung).

1959
Er gewinnt den Zweiten Preis beim Internationalen Concours in Tunis. Er malt seine ersten Musiker-Bilder und beginnt wieder mit Lithographien.

1960
Reuther gewinnt den Ersten Preis des Wien-Festivals. Als neues Motiv erscheint in seinen Bildern der Hahn. Ausstellung in Paris in der Galerie Dauphine mit Bildern kleinen Formats.

1961
Heirat mit Inès de Camaret aus Avignon. Zweite Ausstellung in New York. Reuther erfährt durch Besprechungen und Kritiken wachsende Beachtung in der künstlerischen Welt. Es erscheint die Monographie „Reuther“ von Waldemar George.

1962
Geburt seines Sohnes Ludowic in Paris. Ausstellung in der Galerie Dauberville mit Pferderennen, Polospielern und Hähnen. Dritte Ausstellung in New York.

1963
Auf einer Reise nach Marokko und Ägypten entdeckt Reuther, fasziniert von dem Licht des Orients, neue Farbtöne in vielen Abstufungen und verwendet in den Bildern dieser Reise die besondere Technik der Farbüberlagerung. Er komponiert Bilder ganz in Gelb, einer seltenen Farbe bei Malern.

1964
Zweite Ausstellung in der Galerie Dauberville in Paris mit den Themen Akt und Musiker.

1965
Geburt seines Sohnes Romain in Paris. Vierte Ausstellung in New York. Reisen nach Mexiko, Peru, Guatemala und Brasilien. Es entstehen die Bilder zum Thema „Manhattan“. Auf einer Reise nach Portugal stehen viele Skizzen von Landschaften, Fischern und dem
Meer. Monographie „Reuther“ mit Presseauszügen von Jean Jaques Lévêge, René Barotte, Robert Vrinat, Raymond Hermann, Jaques Michel, Marcel Espiau (deutsch, französisch und englisch).

1966
Fünfzigste Ausstellung mit 50 Bildern in der Galerie Durand-Ruel, Paris
(u.a. Triptychon der Akte, Das große Triptychon, Orchester und Bilder aus
Ägypten, Marokko und New York). Gleichzeitig Ausstellung von
Lithographien, Aquarellen und Zeichnungen in der Galeria La Gravure,
Paris. Das Kaufhaus „Bon Marché“ veranstaltet die erste Pariser
Ausstellung von Reproduktionen eines Malers mit Reuther.

1967
Bilder, deren Motive er aus Lateinamerika mitgebracht hat, besonders Landschaften und folkloristische Szenen aus Mexiko und Peru sowie Flughäfen. Ausstellung in Mexiko-City auf Einladung des mexikanischen Staates. Für den internationalen Preis von Tour wird er als zweiter gewählt. Reuther wird mit der Bronzemedaille von Montrouge geehrt.
Es erscheint die Monographie „reuther“ von Brigitte Regler deutsch und französisch.

1968
Als neue Themen beschäftigen Reuther der Jazz und Sport. [6]

Lebensweg nach 1969

Dieser Abschnitt zu zu Wolfgang Reuthers Lebensweg bedarf noch der inhaltlichen Ergänzung und Ausarbeitung. 

Wolfgang Reuther starb am 24.02.2004 in Auribeau-sur-Siagne in Süd-Frankreich im Alter von 86 Jahren.

Weblinks:
[1] Wolfgang Reuther bei Wikipedia (zuletzt aufgerufen am 17.12.2017)
[2] Carl Reuther bei Wikipedia (zuletzt aufgerufen am 17.12.2017)
[3] Fritz Reuther bei Wikipedia (zuletzt aufgerufen am 17.12.2017)
[4] Werner, Ferdinand, 2009: Mannheimer Villen: Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. Wernersche, Worms (zuletzt aufgerufen am 17.12.2017)
[5] Gästebuch Neubeuern (zuletzt aufgerufen am 18.12.2017)
[6] Pierre Mazars: Reuther, München 1969