Magdeburger Zimmer

MagdeburgerArbeitszimmer

Foto: Magdeburger Zimmer Quelle: [4]

Das von der Magdeburger Künstlergruppe um Albin Müller, Paul Lang, Ferdinand Nigg u.a. geschaffene und präsentierte Herrenarbeitszimmer gewann auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 einen Grand Prix [1], [5]. Viele der beteiligten Künstler waren zuvor von Emil Thormählen, dem Leiter der Kunstgewerbeschule Magdeburg als Lehrer an die Schule  berufen worden [3].

Dass die Gruppe sich in dieser eindrucksvollen Weise an der Ausstellung in St. Louis beteiligen kann, dass ist ihr in erster Linie durch das tätige Interesse der Stadtverwaltung Magdeburgs ermöglicht. Wie sich denn überhaupt das aufsteigende Leben der Stadt in Bezug auf Kunst und Kunsthandwerk der lebhaftesten Anteilnahme der städtischen Behörden erfreut… [4]

Mit der obigen Aussage ist neben anderen insbesondere auch Emil Thormählen als Direktor der Kunstgewerbeschule Magdeburg und damit für das Expo Projekt sehr wichtiger Vertreter der städtischen Behörden Magdeburgs gemeint.

Dass es eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Expo Projekt der Künstlergruppe Magdeburg und der Kunstgewerbeschule gegeben hat, beweist auch die Tatsache, dass deren Werkstätten im Ausstellungskatalog erwähnt wurden:

“Kunstgewerbliche Abteilung im Kunstgewerbepalast. Abteilung D. Industrieerzeugnisse. Künstlergruppe Magdeburg. (Raum 45.) Herrenarbeitszimmer.

Albin Müller, Architekt.
Entwurf für die Gestaltung des Raumes und Entwürfe für die von nachstehenden Firmen ausgeführten Gegenstände:

  • Alb. Becker, Elektrotechnishcse Fabrik, gegründet 1865, Beleuchtungsanlage
  • Brettin & Römer , Kokosfaserteppich
  • W. Dittmar, Fensterrahmen
  • Th. Enke, Möbel und Parkettfabrik, begründet 1830, Ausführung der Wandvertäfelungen mit Wandschrank, Eingangs- und Nieschenumrahmung mit Schränken. Facettengläser und Messingverglasung W. Duchrow.
  • Fürstlich Stolbergsches Hüttenamt Lisenburg, Eisenkunstguß.
  • W. Grimpe, Kredenz
  • Herm. Heimster jun., Fabrik kunstgewerblicher Möbel. Ausführung des Schreibtisches (Patent B. Göbel, Freiberg), Stuhl- und Lehnsesselgestell.
  • Herm. Heid Nachf., Möbelbeschläge und Wandbrunnen.
  • O. Henschel, Stuckbildhauerarbeiten mit Mosaiken
  • Eduard Hueck, Lüdenscheid, Zinn- und Kupfergegenstände
  • R. Jahn, Kunstschmied, Beleuchtungskörper
  • H. Jahns, Schnitzarbeiten an obigen Gegenständen.
  • R. Kaiser, Schnitzarbeit des Wandschranks.
  • O. Killmey, Polsterung des Lehnsessels (Musterschutz) und des Schreibtischsessels.
  • A. Laubisch, Kunstschmied, Heizkörperbekleidung.
  • P. Meißner, Bücherschrank und Sofatisch.
  • H. Näter, Sofa-, Stuhl- und Sesselgestelle.
  • C. Schoppmeyer, Wandschrank.
  • W. Schottstedt, Eckschrank.
  • H. Stahl, Schrank und Etagere.

Paul Lang, Maler, Entwürfe für folgende Ausführungen:

  • Benecke & Lattey, Teppiche, handgeknüpfter Smyrnateppich.
  • Walter Buhß, Briefmappen und Lederarbeiten.
  • Wilhelm Duchrow, Kgl. Hoflieferant, Fenster über dem Divan.
  • Paul Knüppelholz, Kgl. Hoflieferant, Polsterungen der Sofas und der Stühle.
  • Frau Minna Lang-Kurz, Tischläufer und Decken.
  • Frl. Paula Lanbein, Kissen.
  • Herm. Liebau, Geschmiedete Messinggitter.
  • Peter G. Palis, Inh. Ramdohr Söhne, Vorhänge.
  • Fr. und E. Seyfarth, Briefmappen und Lederarbeiten.
  • Fr. Steinhäuser, Hemleben (Thüringen), Wandbehang.
  • Paul Bürck, Maler, Entwürfe zum Wandteppich und Hauptfenster.
  • Wilh. Georgens, Kunstanstalt für Glasmalerei, Hofglasmaler Sr. Hoheit des Herzogs von Anhalt, Ausführung des Hauptfensters.
  • Gebr. Mengering, Aussteller des Wandteppichs, gefertigt von der Schule für Kunstweberei, Scherrebeck.
  • Hans und Fritz von Heider, Maler, Originalarbeiten in Lüsterporzellan und Frittensteinzeug, eigene Masse. Dekor: handgeschnittenes Relief, geflammte und goldgeränderte Glasuren, Mattglasuren, Unterglasurmalerei, Schabtechnik.
    Buckauer Porzellanmanufaktur, Eß.- und Kaffeeservice, Entwurf: H. und F. von Heider.
    Paul & Miller, Ofenfabrik, Brunnennische und Kamine, UNterglasurmalerei und farbige Glasuren. Entfurf: H. und F. von Heider.
  • Reps & Trinte, Kunstanstalt für plastische Bildwerke,Vasen und Plastiken nach Modellen von H. und F. von Heider
  • Werkstätten der Kunstgewerbeschule, Lithografie (Lehrer H. von Heider, Drucker J. Schmidt), Buchdruck (Lehrer F. Nigg), Keramik (Lehrer H. und F. von Heider). Originallithographien und Vasen. Ferner beteiligt an der Herstellung der ausgelegten Drucksachen sowie bei der Ausführung der Brunnenniesche, Kamine usw.
  • A. Wohlfeldt, Buch.- und Kunstdruckerei, Druck des Eräuterungsberichts.” [2]

Das Magdeburger Zimmer wurde in der damaligen Fachpresse ausführlich mit Abbildungen vorgestellt und besprochen. [4]

[1] Albin Müller: Vita bei der Uni Magdeburg (zuletzt aufgerufen 01.10.2015)

[2] Weltausstellung in St. Louis 1904: Amtlicher Katalog Der Ausstellung Des Deutschen Reiches. Herausgegeben vom Reichskommissar. S. 460-461. Georg Stilke Verlag Berlin, 1904. (Anmerkung: Der Ausstellungskatalog wurde 1904 auf Papier der Firma Zanders gedruckt, bei dem zu diesem Zeitpunkt Alexe Altenkrich beschäftigt war. Möglicherweise wurde auch die Werbeanzeige der Firma Zanders im Katalog von ihr gestaltet. Ebenso wurde auf der Weltausstellung Wein der Klosterkellerei C.F. Eccardt präsentiert)

[3] Emil Thormählen: Vita bei der Uni Magdeburg (zuletzt aufgerufen 01.10.2015)

[4] Volbehr, Theodor: Die Magdeburger Gruppe in St. Louis 1904 in Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, S. 483-499. Koch Verlag, 1904, Darmstadt.  (zuletzt aufgerufen 01.10.2015)

[5] Vierhaus, Rudolf (Herausg.): Deutsche Biografische Enzyklopädie. 2. Ausgabe, Band 7, S. 239, k.G.Saur Verlag, 2007, München. Leseprobe (zuletzt aufgerufen 01.10.2015)